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Hap-Ki-Do – Interview mit Großmeister Gerhard Agrinz

Zur Person: Gerhard Agrinz ist Großmeister im Hapkido und Präsident der Internationalen Hap-Ki-Do Dan-Federation. Beruflich ist er Umwelttechniker und hat die Firma Agrinz Technology gegründet, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert hat.

 

School Inside: Wie sind Sie zum Hapkido gekommen?
Gerhard Agrinz: Das ist immer schwer, weil man sich da bewusst wird, wie alt man eigentlich schon ist. Nein, also ich habe circa 1970/1971 begonnen, als Hap-Ki-Do erstmals in Österreich vorgestellt worden ist, als Großmeister Kim Sou Bong circa in den 60er Jahren gekommen ist und ich habe damals ein bisschen Judo und Jiu-Jitsu gemacht, aber Hap-Ki-Do hat mich dann besonders fasziniert und in kürzester Zeit hat sich dann herausgestellt, dass meine Faszination nur dem Hap-Ki-Do galt. Mit der Zeit habe ich mich dann immer weiter darauf spezialisiert. Seitdem ich vor 46 Jahren angefangen habe, ist Hap-Ki-Do dann eine meiner wichtigsten Lebensinhalte geworden und mittlerweile betreibt man nicht nur den Sport, sondern man lebt das Ganze.

 

SI: Was hat Sie so besonders fasziniert?
GA: Erstmal ist es die Philosophie, die dahinter steckt. Es geht im Prinzip ums Leben, sich selbst zurechtzufinden und in der Gesellschaft zu behaupten. Nicht unbedingt nur um das Spirituelle. Natürlich geht es auch um die Fähigkeiten, die man erlangt: Wurf, Spungtechniken, Tritte. Besonders auch als junger Mensch sagt man sich da natürlich auch: „Das will ich auch können.“

 

SI: Würden Sie also sagen, dass Hap-Ki-Do auch eine Art Lebenseinstellung für Sie geworden ist?
GA: Das ist es auf jeden Fall! Im übersetzten Sinne heißt es ja nichts Anderes. „Hap“ meint Harmonie, „Ki“ steht für die physische und psychische Kraft und „Do“ beschreibt den Weg, den man geht, wenn man Hap-Ki-Do erlernt, also vereint würde man es den „geistig- körperlich harmonischen Weg“ nennen. Es geht darum nicht nur, auf der Matte tolle Sachen zu vollbringen, sondern im Leben zu stehen und sich dort zu stabilisieren. Ob es in der Schule oder im Beruf ist, man lernt sich durchzusetzen.

 

SI: Also hilft Hap-Ki-Do auch durchs Leben zu kommen, auch wenn man nicht gerade kämpft?
GA: Ganz klar. Man nennt das auch Selbstbehauptung: Ich behaupte mich selber. Wenn ich nein sage, meine ich nein. Einfach um seine Wünsche durchzusetzen. Das ist eigentlich der Kern.

 

SI: Hier an der Schule wird ja auch eine Hap-Ki-Do AG angeboten. Wenn Sie schon sagen, dass es einen im Leben weiter bringt: In welchem Maß können die Schüler*Innen direkt davon profitieren?
GA: Durch die Übungsformen werden Erfolgserlebnisse erzeugt. Der Schüler bekommt mehr Selbstvertrauen, er lernt sich selbst durchzusetzen und auch Widerstand zu leisten und diese Fähigkeiten übertragen sich natürlich auch auf den Geist.

 

SI: Man fängt ja normalerweise relativ jung an, einen Sport auszuüben. Gibt es denn ein Alte,r ab dem man gar nicht mehr einsteigen kann?
GA: Nein, das ist ja das Tolle: Wir machen keinen Leistungssport. Methodisch ist die Bewegung den natürlichen Bewegungsformen angepasst. Natürlich gibt es welche, die haben tolle Fähigkeiten. Das ist dann eine tolle Sache und schöne Kunst, aber für die Realität ist das nicht unbedingt notwendig. Wir haben sogar sehr viele 50+, auch im Pensionsalter. Die Gesellschaft ist ja im Moment ein bisschen unter Spannung und es herrscht ein gewisses Unwohlsein, weil man sich eventuell ein bisschen unsicher fühlt. Viele Menschen machen das zum einen, um ihre Fitness zu steigern, aber viele auch, um sich wenigstens ein bisschen selbst wehren zu können. Man tritt auch ganz anders auf: In vielen Situationen hat man weniger Angst.

 

SI: Welche Rolle spielen Sie als Großmeister in der „Hap-Ki-Do Welt?“
GA: Hap-Ki-Do ist ja eine koreanische Kampfsportart, aus der sich – abhängig von den Lehrmeistern – unterschiedliche Stilrichtungen entwickelt haben. Unter anderem Kim Sou Bong, der in den 60ern nach Deutschland gekommen ist und mein Lehrer wurde. Mit ihm hatte ich im Grunde genommen eine Vater-Sohn-Beziehung. Bevor er im Jahr 2011 leider verstorben ist, stellte sich die Frage, wer sein Nachfolger sein sollte und er hat sich für mich entschieden. Jetzt gehe ich seinen Weg weiter und weiche davon nicht ab. Natürlich habe ich auch eine Gruppe von Meistergraden um mich und ich versuche, alle dazu zu motivieren, immer weiter zu machen und auch weiter zu entwickeln und Hap-Ki-Do in die Welt hinauszutragen.

 

SI: Wir bedanken uns für das Gespräch!
GA: Gerne, ich hoffe, ich konnte die ein oder andere Auskunft geben.

 

Lena Koch & Nils Heyberg

Das Interview wurde Geführt von Lena Koch und Nils Heyberg (Q2)

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