Projekt Wandgestaltung
Gandhi, Nelson Mandela oder Martin Luther King – Tatsache ist: Sie sind alle berühmte Vorbilder und Vorkämpfer für humanistische Ideen mit überaus bekannten Gesichtern. Auch im Schulalltag dürfen sie nicht fehlen, im Unterricht werden sie besprochen und man kann sie nun auch an den Wänden des dritten Stocks im Gymnasium Herkenrath wiederfinden. Zwei Wochen lang arbeiteten 22 SchülerInnen aus der Jahrgangsstufe 10 (EPH) an der Gestaltung der Wände, zusammen mit Kunstlehrerin Irja Quack, die das Projekt diesmal begleitet hat.
Seit mehreren Jahren werden die Flure der Schule nach einem bestimmten Konzept gestrichen und angemalt. Dazu gab es zunächst einen schulinternen Wettbewerb. Vorgabe war es, einen Sockel mit einer Höhe von ca. 1m zu integrieren (zum Schutz vor angelehnten Füßen und vorbeischrappenden Rucksäcken), zur besseren Orientierung in jedem Stockwerk eine andere Farbe.
Eine Schülerin einer ehemaligen Q2 des Gymnasiums gewann den Wettbewerb mit folgender Idee: Sie schlug vor, dass der Hintergrund oberhalb des Sockels mit Schwämmen in einer hellen Farbe und Weiß getupft wird, was im Gesamtbild wolkig erscheint und an den Himmel erinnert. Einige Stellen werden hierbei freigelassen, um die Fläche mit farbigen Streifen zu gliedern und schwarz-weiße Porträts (in Tontrennung) entstehen zu lassen.
Die Fachschaft Kunst hat das Projekt – immer zusammen mit SchülerInnen – dann weiter entwickelt und durchgeführt. Im dritten Stock fiel die Farbwahl für den Sockel auf ein dunkles Blau (passend zu den Fensterrahmen), und die Hintergrundfarbwahl auf das Beige des Bodens, um den Flur nicht zu dunkel oder bunt wirken zu lassen. Ein Grundkurs der jetzigen Abiturienten hat mit am Farbkonzept für die Streifen „gefeilt“. Die Streifen geben in einem Farbton die Farbe des Sockels wieder, werden aber noch durch fünf andere Farbtöne ergänzt, die miteinander harmonieren: zwei hellere Blautöne, ein Pastellgrün, Indisch-Gelb und ein dunkles Weinrot.
Die Porträts, die an die Wand gepinselt werden sollten, wurden durch die dort „ansässigen“ Fünft- und Sechstklässler ausgewählt, da diese ihre Klassenräume dort haben, was auch zu einer Identifikation mit der Schule beitragen soll. Sie haben sich die drei bereits genannten Personen gewünscht, ebenfalls wiederfinden kann man Malala Yousafzai, die muslimische Kinder- und Frauenrechtskämpferin und Friedensnobelpreisträgerin, die Geschwister Scholl als Symbol des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, und das berühmte Bild des Grenzsoldaten, der zu Zeiten des kalten Krieges im letzten Moment über den Stacheldraht springt, der zur Berliner Mauer werden wird. Auch Yoda sieht von nun an auf einen herab, wenn man den dritten Stock betritt, er steht allgemein für Weisheit und Frieden und führt mit einem Augenzwinkern in das Thema ein.
Neben jedem Porträt steht auch die Unterschrift und ein Zitat der jeweiligen Person. So ist bei M. L. King die berühmte Formel „I have a dream…“ zu entdecken, verbunden mit dem Wunsch „The brotherhood of man will become a reality“. Bei den Geschwistern Scholl kann man eine Passage aus einem Flugblatt der Weißen Rose lesen: „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um euer Herz gelegt!“ Auch ein Gedanke von Immanuel Kant ist dort aufgegriffen, auch wenn er nicht in Gestalt dargestellt ist. „Die Freiheit des einen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt“ bezieht sich auf den kategorischen Imperativ des Philosophen aus der Zeit der Aufklärung.
Alles dort nun für die nächsten Jahre Aufgemalte thematisiert gesellschaftliche Probleme und die Ideale der Vordenker und Vorbilder. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei die deutsche Geschichte, aber auch andere Kulturen nehmen hierbei ihren Einfluss. Der Flur im dritten Stock soll zum Nachdenken über Grundwerte und die Aufgaben der Gesellschaft anregen. Nelson Mandela sagt dazu: „All of us have a role to play in shaping society.“
Durch die Möglichkeit, die Schule selber zu gestalten, können mehrere die Schule besuchende Generationen hierbei Einfluss nehmen. In diesem Jahr wurden SchülerInnen aus den Kunstkursen der EPH gelost und ausgewählt, um entsprechende Resultate an den Wänden sehen zu können. Diese hatten während des Projekts zwei Wochen lang keine Unterrichtspflicht, mussten jedoch von 8.00 bis 13.00 Uhr malen und danach entsprechend aufräumen und putzen. Am Anfang des Projekts wurden die SchülerInnen in Gruppen eingeteilt, um sich gemeinsam auf spezielle Bereiche des Flurs konzentrieren zu können. Von Frau Quack und anderen Kunstlehrern wurden wir während der Arbeit auf Schwierigkeiten und Makel aufmerksam gemacht, um diese ausbessern und mit dem Endergebnis zufrieden sein zu können.
Teilnehmende SchülerInnen beschreiben das Projekt zwar einerseits als „anstrengender als erwartet“, aber auch als „interessant und abwechslungsreich“. Die meisten fanden, dass es durch die verschiedenen Aspekte wie die Streifen, das Tupfen oder die Porträts nie langweilig geworden sei. Auch die Zusammenarbeit habe eine wichtige Rolle gespielt. „Ich habe neue Freunde dazu gewonnen“, sagte eine Schülerin; ein anderer Teilnehmer des Projekts betonte, dass man während der Zeit die anderen habe besser kennenlernen können. Besonders schön sei es auch gewesen, den allmählichen Fortschritt zu sehen und dass die „Kleinen“ sich über die Gestaltung „ihres“ Flurs so gefreut haben. Und die eigene Unterschrift am Schluss auf die Wand setzen zu können, gab ein gutes Gefühl. „Man sollte so etwas beibehalten, da Schüler auch hinterher sehen, was sie geschafft haben, und stolz auf sich sein können.“