Vielfalt erleben – Inklusionstag am Gymnasium Herkenrath
Was bedeutet eigentlich Inklusion? Diese Frage stand für die Fünftklässler des Gymnasiums Herkenrath im Mittelpunkt eines besonderen Projekttags. Viele Kinder hatten bereits gehört, dass es dabei um Menschen mit Behinderungen geht, doch das Thema ist weit umfassender. Inklusion bedeutet, dass alle Menschen – unabhängig von körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, Herkunft, Geschlecht oder anderen Merkmalen – selbstverständlich und gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können. Ziel des Inklusionstags war es, den Blick für Vielfalt zu schärfen, Vorurteile abzubauen und das eigene Verhalten gegenüber Menschen zu reflektieren, die in unserer Gesellschaft oft als „anders“ wahrgenommen werden.
Vier Stationen – ein Tag voller neuer Erfahrungen
Gemeinsam mit ihren Lehrkräften und Paten starteten die Schüler:innen in einen abwechslungsreichen Projekttag, der an vier verschiedenen Stationen unterschiedliche Aspekte von Inklusion beleuchtete.
An einer Station konnten die Kinder den Alltag eines Menschen im Rollstuhl kennenlernen. Hier wurde schnell deutlich, dass scheinbar einfache Dinge wie eine Treppe oder eine schmale Tür für Rollstuhlfahrende große Herausforderungen darstellen. Beim Selbstversuch merkten die Schüler:innen, wie anstrengend es sein kann, sich mit einem Rollstuhl fortzubewegen, und dass Barrierefreiheit keine Selbstverständlichkeit ist.
Eine weitere Station bot den Kindern die Möglichkeit, sich in Menschen mit Seh- oder Altersbeeinträchtigungen hineinzuversetzen. Mit speziellen Brillen, die Sehschwächen simulierten, sowie einem sogenannten „Altersanzug“, der Bewegungen erschwerte, konnten sie am eigenen Körper erfahren, wie herausfordernd alltägliche Aufgaben für manche Menschen sind. Diese Erfahrung regte viele zum Nachdenken an – insbesondere darüber, wie wichtig es ist, Geduld und Verständnis für andere zu haben.
Ein besonderes Highlight des Tages war die Talkrunde mit Jule Roß, einer ehemaligen Schülerin des Gymnasiums und erfolgreichen paralympischen Leistungssportlerin. Offen und ehrlich berichtete sie von ihrem Alltag, ihren sportlichen Erfolgen und den Herausforderungen, die sie in ihrem Leben meistern musste. Die Fünftklässler hatten viele Fragen, und weil das Interesse so groß war, gab es im Anschluss sogar eine spontane Autogrammstunde.
Ein weiteres wichtiges Thema wurde in der Station der AG „Schule der Vielfalt“ behandelt. Hier ging es um verschiedene Identitäten, Lebensweisen und Familienkonzepte. Die Neuntklässler:innen der AG erklärten, warum Vielfalt eine Bereicherung für unsere Gesellschaft ist, und ermutigten die Jüngeren dazu, offen und respektvoll mit Unterschieden umzugehen. Schnell wurde klar: Inklusion bedeutet weit mehr als nur Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen – es geht um Gleichberechtigung und Akzeptanz in allen Lebensbereichen.
Nachdenken, reflektieren und mit neuen Ideen in die Zukunft
Am Ende des Projekttags kamen alle Klassen noch einmal zusammen, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Was hat überrascht? Was hat nachdenklich gemacht? Welche Situationen aus dem Alltag fallen den Schüler:innen ein, in denen sie selbst offener, rücksichtsvoller oder unterstützender sein könnten?
Viele Kinder berichteten, dass ihnen erst jetzt bewusst geworden sei, wie herausfordernd der Alltag für Menschen mit bestimmten Beeinträchtigungen sein kann – sei es beim Treppensteigen, beim Einkaufen oder in der Schule. Andere betonten, dass es nicht nur um körperliche oder geistige Einschränkungen gehe, sondern um alle Formen von Vielfalt: Herkunft, Sprache, Identität oder Lebensweise.
Durch die intensive Auseinandersetzung mit diesen Themen wurde den Schüler:innen klar, dass jeder Mensch einzigartige Stärken und Perspektiven mitbringt und dass ein respektvolles Miteinander von Offenheit und Verständnis lebt. Der Inklusionstag hat nicht nur bleibende Eindrücke hinterlassen, sondern auch neue Denkweisen angestoßen. Mit frischen Ideen und einem erweiterten Bewusstsein gehen die Fünftklässler nun in ihren Schulalltag zurück.